Warum Arbeitsschutz wichtig ist

28.04.: Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz

Wusstest du, dass es einen Gedenktag gibt, der sich um Arbeitsschutz dreht? 1984 fand zum ersten Mal der „Workers‘ Memorial Day“ in Kanada statt. Er erinnert an die Arbeitskräfte, die durch ihre Arbeit erkrankt, verletzt oder gestorben sind. Gleichzeitig macht er darauf aufmerksam, dass viele Unfälle vermeidbar sind.

Hast du schon einen Arbeitsunfall erlebt? Oder kennst du eine Person, der das passiert ist? Oder sind dir Fälle von Berufskrankheiten bekannt? Die Wahrscheinlichkeit dafür ist recht hoch. Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten verbinden uns alle weltweit miteinander und wir alle tragen täglich unser individuelles Risiko. Daher ist es kein Wunder, dass dieser Gedenktag am 28.04. mittlerweile in zahlreichen Ländern ein wichtiger Tag ist. In der Zwischenzeit hat er auch einen neuen Namen erhalten: „World Day for Safety and Health at Work“ oder auf Deutsch: „Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz“.

Der neue Name wendet sich den Möglichkeiten zu, wie sich unsere Arbeit entwickeln wird, um sicherer für uns zu sein. In Deutschland ist dieser Tag noch relativ unbekannt. Wir nutzen ihn jetzt als Anlass, um uns die Entwicklung vom Arbeitsschutz bei uns genauer anzuschauen. Und vielleicht animieren wir dich dazu, die Themen Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz sorgfältiger zu beachten. Denn im Endeffekt dienen sie deiner Gesundheit.

Arbeitsschutz ist vielseitig.

Definitionen: Arbeitsunfall, Wegeunfall und Berufskrankheit

Was ist ein Arbeitsunfall?

Wenn einer Arbeitskraft während der Arbeitszeit oder während des Arbeitsweges ein Unfall passiert, dann zählt das zu den Arbeitsunfällen. Dazu müssen noch folgende Rahmenbedingungen gegeben sein: - Die betreffende Person muss versichert sein. - Der Unfall muss während einer versicherten Tätigkeit passieren. - Während der Unfall geschieht, muss die versicherte Person Handlungen ausführen, die zu der versicherten Tätigkeit gehören oder im Zusammenhang mit ihr stehen. Diese drei Punkte wirken recht einfach und doch sorgen sie immer wieder für Diskussionen. Durch unterschiedliche Rahmenbedingungen und rechtliche Spitzfindigkeiten entstehen immer wieder Einzelfallentscheidungen.

Was ist ein Wegeunfall?

Der Wegeunfall gehört tatsächlich zu den Arbeitsunfällen. Passiert dir etwas auf dem Weg zur oder von der Arbeit, gehört das zu den Wegeunfällen. Hierbei ist es wichtig, dass du den unmittelbaren Weg gewählt hast. Nicht immer trifft das auf den kürzesten Weg zu. Gibt es einen Weg, der zwar länger, aber dafür schneller, verkehrsgünstiger oder sicherer ist, zählt dieser als „unmittelbar“. Bei einem Wegeunfall sind besonders private „Umwege“ ein Diskussionsthema, inwiefern sie aus einem Arbeitsunfall einen privaten Unfall machen. Auch hier gibt es unzählige Einzelfallentscheidungen, die sich oft auf Details begründen.

Was ist eine Berufskrankheit?

Als Berufskrankheiten zählen Krankheiten und Gesundheitsschädigungen, die auf eine versicherte Tätigkeit zurückzuführen ist. Allerdings reicht hier eine medizinische Aussage, dass der Beruf die Ursache ist, nicht aus. Zusätzlich muss die Krankheit zu den sogenannten „Anerkannten Berufserkrankungen“ gehören, welche in Deutschland in der Berufskrankheiten-Verordnung aufgelistet sind. Derzeit umfasst diese Liste etwas über 80 Krankheitsbilder. Im Unterschied zum Arbeitsunfall entstehen Berufskrankheiten allmählich und über einen längeren Verlauf. Oft liegen zwischen dem schädigenden Einfluss und der Krankheit mehrere Jahre. Dadurch ist es unter anderem oft schwer zu erkennen, ob ein beruflicher Auslöser vorliegt. Außerdem haben Krankheiten häufig unterschiedliche Ursachen, die zum Teil auch im Privatleben auftauchen können. Beispielsweise sind Personen im Gala-Bau beruflich als auch privat der UV-Strahlung ausgesetzt. Erkranken sie an weißem Hautkrebs, wird abgewogen, wie stark der berufliche Einfluss war. Zusätzlich gibt es weitere Ursachen wie Ernährungsgewohnheiten, genetische Faktoren, allgemeine Fitness usw., die Krankheiten beeinflussen. All diese Faktoren spielen eine Rolle bei der Entscheidung, ob eine Berufserkrankung anerkannt wird oder nicht. Daher gibt es auch hier viele Einzelfallentscheidungen.

Regelmäßige Schulungen zur Arbeitssicherheit festigen notwendiges Wissen.

Ein kurzer Ausflug in die Geschichte

Regulierter Arbeitsschutz in Deutschland ist eine Entwicklung, die noch keine 200 Jahre alt ist. Im Gegensatz dazu steht die lange Geschichte des Menschen unterschiedlichen Gewerben nachzugehen. Selbst das Arbeiten gegen Lohn ist um ein Vielfaches älter als staatliche Vorgaben zur Arbeitssicherheit. Im Jahr 1839 schränkte das „Preußische Regulativ“ Kinderarbeit ein und gilt als das erste deutsche Gesetz zum Arbeitsschutz.

In den kommenden Jahren entstanden die ersten Berufsgenossenschaften, welche vielfältige Unfallverhütungsvorschriften festlegten. Unterschiedliche Verordnungen folgten und schufen so Rahmenbedingungen, um das tägliche Arbeiten in Deutschland sicherer zu machen. 1973 entstand sogar das Arbeitssicherheitsgesetz, welches das Vorhandensein von betriebsärztlichen Diensten und von Fachkräften für Arbeitssicherheit in Betrieben regelte.

Das uns bekannte Arbeitsschutzgesetz – kurz „ArbSchG“ – hat der Deutsche Bundestag tatsächlich erst im Jahr 1996 erlassen. Somit ist es recht jung und dreht sich dennoch um ein wichtiges Thema aus dem Arbeitsschutz: die Gefährdungsbeurteilung. Diese bildet die Grundlage für jede Entscheidung in puncto Betriebs- und Arbeitssicherheit. Ihr Ziel ist das Erkennen und dann das Vermeiden von Gefährdungen und Unfällen.

Wie wirkungsvoll ist Arbeitsschutz?

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) ist der Spitzenverband aller gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen. Sie wertet seit Jahrzehnten alle Zahlen dieser Versicherer aus. Das betrifft Arbeits- und Wegeunfälle sowie Berufskrankheiten, die im Zusammenhang mit den versicherten Betrieben und Schulen auftreten. Ein paar dieser Zahlen haben wir auszugsweise hier zusammengefasst:

Jahr	Beitragspflichtige Unternehmen	Vollarbeitende	Meldepflichtige Arbeitsunfälle	Tödliche Arbeitsunfälle	Anerkannte Berufskrankheiten
1995	3.132.124	35.458.516	1.651.481	1.326	22.938
1996	3.177.649	36.340.343	1.504.436	1.273	23.212
1997	3.263.723	35.946.365	1.453.100	1.119	22.577
2005	3.614.349	34.415.187	931.932	656	15.920
2006	3.475.002	35.200.557	948.546	711	14.156
2007	3.464.587	35.791.823	959.714	619	13.383
2019	3.953.076	41.560.982	871.547	497	18.156
2020	3.668.105	41.219.318	760.492	399	37.181
2021	3.659.827	40.751.144	806.217	510	123.626

Möchtest du dir alle Werte anschauen und weitere Informationen erhalten? Dann findest du in diesem PDF der DGUV umfangreiche Statistiken zu diesem Thema.

Diese Zahlen sagen eins eindeutig: Die Summe der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten sinkt. Dabei steigt die Anzahl der beitragspflichtigen Unternehmen und der versicherten Personen. Obwohl in den letzten Jahrzehnten immer mehr Menschen arbeiten, gibt es bedeutend weniger Arbeitsunfälle – die Menge hat sich seit 1995 ungefähr halbiert. Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist im Verhältnis sogar noch stärker gesunken. Alleinig die anerkannten Berufskrankheiten haben in den letzten Jahren durch Corona natürlich signifikant zugelegt. Davor war ein Rückgang der Fälle zu beobachten. Dieser verlief weniger stark als bei den Unfällen und doch ist ein eindeutiger Trend zu erkennen.

Ursachen für diese Entwicklung sind unter anderem die vielzähligen Arbeitsschutzmaßnahmen. In den letzten Jahrzehnten sind immer wieder neue Regelungen, Normen und Vorschriften entstanden, die ein Ziel haben: unsere Arbeit sicherer zu machen. Wenn du schon länger im Berufsleben bist, hast du die Veränderungen selbst erlebt. Dein Arbeiten vor 5, 15 oder 30 Jahren war sicherlich anders als heute.

Sei aufmerksam bei Unterweisungen zur Arbeitssicherheit.

Was wir außerdem noch aus diesen Zahlen mitnehmen: Wir sind noch lange nicht am Ziel. Über 800.000 Arbeitsunfälle im Jahr 2021 bedeuten pro Tag knapp 2.200 Unfälle während der Arbeit – oder pro Minute ein bis zwei. An dieser Zahl können wir gemeinsam arbeiten. Achte im täglichen Umgang auf deine Sicherheit und die deiner Teammitglieder. Beachte die Hinweise der Sicherheitsfachkräfte. Nutze die Angebote für betriebsärztliche Untersuchungen oder für vorbeugende Maßnahmen. Deine Vorgesetzten und die Berufsgenossenschaften sind für dich die besten Kontakte für alle Infos rund um deine Arbeitssicherheit.